Damit sich Pferde innerhalb der Herde verständigen können, brauchen sie natürlich eine Sprache. Die Pferdesprache basiert auf Bewegungen, Gesten, Lauten, Zeichen und Berührungen. Ein großer Teil der Kommunikation läuft also in Form von Körpersprache ab. So verraten der Gesichtsausdruck, die Ohrenstellung, Bewegungen mit dem Schweif und bestimmte Körperhaltungen eines Pferdes seinen Kameraden ganz deutlich, wie es dem Pferd gerade geht und wie man sich ihm gegenüber in diesem Moment verhalten sollte.

Wir Menschen nutzen Worte, um Nachrichten weiterzugeben. Teilweise sind wir auch in der Lage, im Gesicht unseres Gegenübers zu lesen und aufgrund seiner Mimik und Gestik Rückschlüsse über seinen Gemütszustand abzuleiten. Unsere Kommunikation basiert aber in erster Linie auf unserer Sprache und damit auf der Verwendung von Worten.

Pferde sind in der Lage sich auf weite Distanzen Informationen zukommen zu lassen. Dazu nutzen Sie eindeutige Körperbewegungen, die für jedes andere Pferd leicht verständlich sind.

In der Herde beobachten sich Pferde ständig gegenseitig. Dabei achten sie darauf, wie die Artgenossen dastehen, den Kopf halten oder sich bewegen. Sind die anderen entspannt oder aufmerksam, weil irgendetwas vor sich geht? Liegen Angst oder Fluchtbereitschaft in der Luft? Herrscht gerade absolute Entspannung?

Entspannung
Wenn Pferde entspannt sind, strahlt der Pferdekörper Gelassenheit und Ruhe aus. Das Pferd lässt Kopf und Schweif locker herabhängen. Auf diese Weise teilt es den anderen mit: „Es ist Zeit für eine Pause!“

Mach Platz
Wenn der Kopf ruckartig nach vorne und nach oben geworfen wird, sagt dieses Pferd einem anderen Pferd: „Lass mich in Ruhe!“ oder „Mach Platz, ich will vorbei!“

Ärger
Mit angelegten Ohren und einem zum Zuschnappen bereites Maul droht das Pferd. Wer diese Warnzeichen ignoriert, läuft akute Gefahr eines Angriffes.

Hallo, ich bin da
Um auf sich aufmerksam zu machen, stupsen Pferde einander an. Dieses erfolgt durch leichtes Antippen mit dem Maul. Ein derartiges Verhalten zeigen Pferde oft auch dem Menschen gegenüber, wenn sie beispielsweise „nachfragen“ wollen, ob der Mensch ihnen etwas Leckeres mitgebracht hat. In der Herde kann das Stupsen eine Aufforderung zur Fellpflege oder zum Spiel sein oder aber eine Aufforderung zum Weiterziehen auf der Weide.

Halsbewegungen
In der Pferdesprache gibt es auch typische Bewegungen mit dem Hals. Wenn ein Hengst beispielsweise die Mitglieder seiner Herde zusammentreibt, bewegt er seinen Kopf und Hals ähnlich wie eine Schlange, wobei er den Kopf weit nach vorne und unten streckt. Daneben gibt es das sogenannte Necking und Wringing, was in der Übersetzung soviel wie „Halsverdrehen“ bedeutet. Das Pferd krümmt und verdreht seinen Hals dabei in alle möglichen Richtungen. Zu beobachten ist das Necking und Wringing beispielsweise, wenn Pferde spielen und herumtoben. Gelegentlich wird es aber auch vom Pferd aus Unsicherheit oder zur Abwehr eingesetzt.

Pferdesprache – Drohgebärden

In der Pferdesprache gibt es zwei unterschiedliche Arten des Drohens: Das Pferd droht entweder zur Verteidigung, wenn es sich von Artgenossen oder Feinden bedroht fühlt oder droht aggressiv und kündigt damit einen eigenen Angriff an. In beiden Fällen steigern sich die Drohgebärden des Pferdes in drei Stufen.

Beim verteidigenden Drohen, legt das Pferd zuerst seine Ohren zurück, der Schweif hängt nach unten und die Hinterhand wird präsentiert. Im nächsten Schritt hebt das Pferd ein Hinterbein ein und kündigt damit sein bevorstehendes Ausschlagen an. Wenn diese Warnhinweise keine Wirkung zeigen, schlägt das Pferd mit beiden Hinterbeinen aus.

Beim aggressiven Drohen zeigt sich das Pferd zunächst vollkommen angespannt, die Ohren sind flach zurückgelegt, der Schweif wird leicht angehoben und der Kopf stößt nach vorne. Anschließend wird wütend mit dem Schweif hin und her geschlagen. Es hebt die Vorderbeine an – gelegentlich steigt es auch komplett. Im letzten Schritt galoppiert das Pferd an und zeigt ein geöffnetes Maul mit dem es Zubeißen wird.

Das aggressiv drohende Pferd in der Praxis

Friedliches Grasen

Noch ist die Stimmung bei diesen grasenden Stuten in Ordnung. Beide haben sich während des Fressens immer weiter aufeinander zu bewegt.

Der Konflikt bahnt sich allmählich an

Die rechte Stute versucht „Boden gut zu machen“ – noch ohne
wirklichen Druck auszuüben.

Stimmung kippt

Die Stimmung kippt. Die rechte Stute verliert die Geduld und zeigt
mit dem Zurücklegen der Ohren eine erste Drohgebärde.

Letzte Warnung

Letzte Warnung: Das Senken und Wegdrehen der linken Stute reicht der rechten Stute nicht aus. Sie macht einen langen Hals und öffnet das Maul leicht. Gleich geht sie zum Angriff über…

Angriff

Angriff: Die rechte Stute schnellt vor und versucht die Artgenossin zu beißen, die mit wehendem Schweif und Mähne die Flucht ergreift.

Die Anspannung hält noch ein paar Augenblicke an

Obwohl der Angriff erfolgreich war und die vermeintliche Rivalin in die Flucht geschlagen wurde, bleibt die Anspannung noch ein paar Augenblicke lang bestehen…

und weitergrasen

Bevor die Stute ihren gewonnenen Freiraum nutzt und friedlich weitergrast (als wäre nichts gewesen)… die Anspannung ist vollkommen verflogen.